Drei Hauptstossrichtungen kristallisierten sich heraus:
- Ausbau des Kerngeschäfts, besseres Auflagenmanagement, neue Produkte
- Aufbau eines Eventbereichs mit juristischen Veranstaltungen
- Digitale Zweitverwertung unserer Verlagsprodukte und Entwicklung von Arbeitshilfen für Juristinnen und Juristen
Eines war klar: Erfolg würde massive Anstrengungen erfordern. Wir machten uns einen Ausspruch von Lewis Carroll, dem Autor von Alice in Wonderland, zum Leitmotiv:
"Now, here, you see, it takes all the running you can do, to stay in the same place. If you really want to get somewhere else, you must run at least twice as fast as that!"
Von der Idee zur Umsetzung
Unsere erste Priorität: Geschwindigkeit. Wir stellten die "Frontflügel" neu ein, zogen die "weiche Reifenmischung" auf und setzten die besten "Werksfahrer" ans Steuer. Ebenso wichtig war die Unterstützung aller Stakeholder, einschliesslich der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats der Orell Füssli AG.
Für die digitale Verfügbarkeit unserer Printinhalte benötigten wir eine Plattform. Zunächst planten wir eine Zusammenarbeit mit einer bestehenden Rechercheplattform – eine Abkürzung, da "Speed-to-Market" in diesem Geschäft entscheidend ist. Dieser Plan erwies sich jedoch als nicht realisierbar.
Wir entschlossen uns, die Plattform von einem Drittanbieter für uns entwickeln zu lassen. Mit der Lex Ferenda GmbH fanden wir den richtigen Partner. Im Juni 2023 unterzeichneten wir den Vertrag und legten damit den Grundstein für JusBase.
Am 31. März 2025 gingen wir mit JusBase 1.0 live – ein bedeutender Meilenstein.
Was JusBase bietet
JusBase ist weit mehr als ein digitaler Vertriebskanal für unsere Printprodukte. Mit fortschrittlicher Technologie schaffen wir ein intuitives und professionelles Nutzererlebnis. Neben unseren eigenen Verlagsinhalten haben wir die Rechtsprechung von Bund und Kantonen integriert und aktualisieren diese täglich. So können Juristinnen und Juristen sicher sein, keine wichtigen Entwicklungen zu verpassen.
Kern unseres Angebots ist der einfache und übersichtliche Zugang zu Rechtsinformationen über eine speziell für juristische Inhalte konfektionierte Stichwortsuche, mit vielfältigen Filtermöglichkeiten und einer relevanten Sortierung der Suchergebnisse – ein Produkt, das am Markt durchaus reüssiert.
Herausforderungen und Zukunftspläne
Die Konkurrenz ist stark. Die Plattform im Markt bekannt zu machen und dort zu positionieren, wo wir die besten Chancen für Kundengewinnung sehen, erfordert harte Arbeit: Marketing und Vertrieb, die Nähe zu Kunden suchen, das Produkt aktiv verkaufen und seine Vorzüge vermitteln.
Um unsere Chancen auf eine erfolgreiche Einführung zu maximieren, denken wir bereits mehrere Schritte voraus. Nur eine Woche nach dem Launch von JusBase 1.0 arbeiten wir bereits an der Weiterentwicklung und haben zahlreiche Ideen für Arbeitshilfen, die unsere Kunden befähigen sollen, im Berufsalltag effizienter und effektiver zu arbeiten.
Die Revolution durch künstliche Intelligenz
Die Welt der Informationsgewinnung und -verarbeitung hat sich seit der breiten Einführung generativer künstlicher Intelligenz, insbesondere seit der Lancierung von Systemen wie ChatGPT, massiv verändert. Der Einsatz von grossen Sprachmodellen, neuronalen Netzwerken und Methoden wie Retrieval-Augmented Generation (RAG) eröffnet völlig neue Möglichkeiten bei der Suche nach relevanten Informationen.
Stichwortsuche vs. Retrieval-Augmented Generation
Bei der herkömmlichen Stichwortsuche in JusBase destilliert die Juristin, der Jurist ihren Sachverhalt zu Schlagworten, die das rechtliche Problem am besten beschreiben – beispielsweise "Kündigung", "Arbeitsvertrag" und "ungerechtfertigt". Die Suchmaschine findet dann Dokumente, in denen diese Begriffe vorkommen.
Mit einigen Tricks kann man Relationen zwischen den Begriffen herstellen, indem man festlegt, dass sie im Text direkt nebeneinander oder in einem bestimmten Abstand stehen sollen. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit relevanter Treffer.
Dennoch bleiben Probleme: Bei den Begriffen "Steuer" und "Veranlagung" denken wir an Steuerrecht. Ein Treffer könnte jedoch ein Dokument sein, das jemanden "am Steuer schlafend" beschreibt, mit der Erwähnung einer "medizinischen Veranlagung zur Hypersomnie" weiter unten im Text – korrekt, aber unbrauchbar.
Zudem werden Dokumente nicht gefunden, in denen alternative Begriffe verwendet werden. Im Kündigungsbeispiel bleibt ein Dokument unentdeckt, das von "Auflösung" oder "Beendigung" des Arbeitsvertrages spricht, obwohl es die gesuchte Lösung enthalten könnte.
Die Zukunft mit RAG
Retrieval-Augmented Generation kombiniert die Stichwortsuche mit einem Large Language Model. Eine Abfrage greift nicht nur auf lineare Dokumente zu, sondern auf mehrdimensional aufbereitete, sog. vektorisierte Inhalte. Dadurch können ähnliche Sachverhalte verglichen und statistisch errechnete Gemeinsamkeiten gefunden werden – auch in Dokumenten, die die eingegebenen Suchbegriffe gar nicht enthalten, aber analoge Situationen behandeln und dadurch wertvolle Informationen liefern.
Es ist vergleichbar mit einer Bibliothek: Man sucht im Katalog nach einem Titel, findet ihn im Regal – und entdeckt, dass das Buch daneben eigentlich viel besser passt. Herkömmliche Suchmaschinen verhindern solche Zufallsfunde. Ein System, das über Algorithmen hinaus "denken" kann, bringt diese Zufälle zurück in die Trefferliste.
Genau das wollen wir entwickeln und damit einen USP schaffen – ein Kaufargument, dem sich nur wenige entziehen können.
Ausblick
Wir sind nicht die Einzigen mit innovativen Ideen. Es gilt erneut "Speed to Market". Das Wetter spielt mit, der Asphalt ist neu aufgetragen, der Renntrimm optimal abgestimmt und wir stehen auf der Pole-Position.
Unser Markenclaim für JusBase lautet daher nicht zufällig:
JusBase: Nicht benutzen ist fahrlässig